Achtung: Schwarzmalerei
Nein, mal im Ernst. Ich spiele Confrontation seit etlichen Jahren und was mich bezüglich Hordes / Warmachine erschreckt, ist der analoge Verlauf des Lebenszyklus.
Ich sehe Warmachine / Hordes nicht in einer Krise, ich sehe das Spiel kurz vor dem Ende. Betrachten wir einfach mal die schon genannten Gründe:
Einsteigerfreundlichkeit. Die nicht mehr vorhandene Einsteigerfreundlichkeit ist für mich der Grund, warum das Spiel sterben wird. Wenn keine Masse nachwächst, gibt es auch keine Umsätze, die die neuen Entwicklungen finanzieren. Das überbordende Angebot an Minis ist hier ein weiteres Problem. Erstens kann der Anfänger die Synergien nicht überblicken, zweitens ist für Einzelhändler das Sortiment irgendwann uninteressant, weil sich das Lager nicht mehr ausreichend trägt. Wenn ich zweimal im örtlichen Laden nicht da bekommen habe, was ich gerade wollte, bestelle ich demnächst lieber dort, wo ich es bekomme. Damit sind Läden aber in einer Zwickmühle: auf der einen Seite wollen Kunden Auswahl, auf der anderen Seite trägt sich das Komplettsortiment kaum noch.
Flut an Sonderregeln. Machen wir uns nichts vor: Auf Foren wie diesen treiben sich Freaks rum. Wenn meine Frau abends fern sieht, lese ich halt Beiträge auf Foren oder Regelbüchern, auf der Suche nach coolen Combos. Andere machen das eben nicht. Vor allem nicht Anfänger. Die Flut an Sonderregeln und die bisweilen extrem unausgewogenen Figuren haben auch Confro das Genick gebrochen – neben der mangelnden Einsteigerfreundlichkeit sehe ich hier das Hauptproblem für PP. Warmachine / Hordes ist ein Spiel für extreme Freaks geworden.
Spielerverhalten. Ja ja, ich kann mich noch erinnern, als ich das erste – und bisher einzige - Mal in Koblenz zum Zocken war. Ich, ein Gelegenheitsspieler mit einer komplett bemalten, sehr angenehmen Kreoss Liste von 500 Punkten. Meine Gegner: "Nee, heute geht 750 Punkte, weil wir uns auf das nächste Turnier vorbereiten müssen." (!!!) "Ich wollte mal epic Denny mit Bane Knights Spam ausprobieren. Ist doch ok, wenn ich ein paar Minis proxe, oder?" (Nicht zu erwähnen, dass für durch Tartarus beschworene neue Banes überhaupt keine Modelle vorhanden waren.) Praktisch kein Modell meiner Gegner war bemalt, dafür PG auf exquisitem Niveau – ohne Vorwarnung. Mir ist PG ja im Prinzip egal, ich gehe auch mit underdogs auf Turniere (allerdings bisher nicht bei WM / Hordes), aber andere Gelegenheitsspieler oder Anfänger sind sicher weniger tolerant.
Ich bin mir sicher, dass ein solches Verhalten auch in anderen Gruppen gang und gäbe ist. Positiv ist mir hier übrigens Wiesbaden aufgefallen, allerdings war da nie sicher, ob jemand da ist und es gibt kein vernünftiges Forum für Absprachen.
Kiddyfaktor. WM/Hordes ist - im Gegensatz zu den GW Produkten - kein Kiddyspiel! Wer schon einmal erlebt hat, wie Omas oder Mütter im örtlichen Spieleladen für 200+ Euro Weihnachtsgeschenke in Form von Plastik Spielzeug (TT Modellen) gekauft haben, ohne über Sinn und Unsinn nachzudenken, der weiß, warum GW lebt und Rackham nicht – und vielleicht PP irgendwann auch nicht mehr. Kids konsumieren, die haben Geld ohne Ende. Aber dafür braucht es ein Kiddy freundliches System, was WM / Hordes sicher nicht ist.
Kombinationslastigkeit. Einige sehen diesen Punkt zur mangelden Einsteigerfreundlichkeit ugehörig, ich aber nicht. Auch Veteranen verlieren irgendwann den Überblick über das "was da von der anderen SEite kommt." Gerade neulich habe ich mal wieder in einem alten NQ versucht, eines dieser Casterkill Rätsel zu lösen. Nun ja, ich bin durch mein erfolgreich absolviertes Mathestudium mit einer hohen Frustrationstoleranz bezüglich dem Austüfteln von "Algorithmen" ausgestattet, aber für ein SPIEL geht mir dieser Kombinationswahnsinn zu weit, zumal nicht jede Kombo in überschaubarer Zeit starke Gegner erhält. Haley Turtle, Chicken Run, Krueger Warden Spam, Seraph Spam, Bane Knights Spam, neuerdings auch Kromac / Wolfriders, Rhyas / Warmonger Warchief Kombos - es gibt immer wieder diese extrem frustrierenden Kombos, die den Spielspaß zerstören (kein Whining über vermeintliche Spielstärke!). Entweder man ist auf der passenden Seite oder schiebt halt Frust. Und weil man für solch vergeigte Regeln auch noch Geld bezahlt hat, darf man sich dann auf Seite 5 durchlesen, dass dies alles im Sinn des SPiels ist: Gib es dem anderen auf die Fre**e, oder halte selbst die Lippe hin - nur das macht Spaß. Nun ja, wer es glaubt...
Ich denke, dass die genannten Punkte in der Summe für ein baldiges Ende sprechen werden. Das Konzept eines Skirmish ist wirtschaftlich nicht tragbar. Entweder das Spiel ist gut balanciert, dann braucht der Spieler aber nicht ständig neue Minis. Oder man schafft Anreize über neue Minis, denn Altkunden zum Kauf zu bewegen ist stets leichter, als Neukunden zu werben. Dann hat man aber das Problem, wie man solche neuen Minis begehrlich macht. Die einfachste aber langfristig schlechteste Möglichkeit ist die Rüstungsspirale. So "braucht" der freak eben immer wieder was Neues, wenn das Alte es nicht mehr bringt. Die andere Möglichkeit liegt darin, neue Fraktionen zu kreieren, um die Zweit- oder Drittarmee schmackhaft zu machen. Das führt aber unweigerlich zu den bereits genannten Problemen von Entwicklungs- und Lagerhaltungskosten.
Es gibt daneben aber auch Gutes: WM / Hordes macht, wenn man eine zum eigenen Stil passende Gruppe hat, extrem viel Spass. Thematische Armeen sind im Rahmen von 500 Punkten schnell aufgebaut und kosten auch nicht die Welt. 350 - 400 Punkte Mangled Metal / Tooth and Claws, am besten ohne Feats, macht extrem viel Spaß! So stelle ich mir eigentlich ein Skirmish vor. Modelle schnell gesammelt, schnell bemalt und richtig geile Spiele! Leider schafft es PP nicht, dies zum Kunden zu transportieren. Aber da will man ja auch Umsatz machen, deshalb bringt man Warlocks / Warcaster raus, die ohne erkennbare Logik nur ab 750 Punkten zu spielen sind. Aber Kunde DOOF ist ja so doof...
Die angebliche SChwäche der Jacks kann ich übrigens auch nicht sehen. Klar gibt es jacks, die weniger sinnvoll sind, aber das gibt es bei Infanterie auch. Klar ist auch, dass ich mit einer Jack-omly Armee kaum gegen eine gemischte Armee antreten muss. Aber in nahezu jeder vernünftigen Liste befinden sich jacks, und wenn es auch nur arc nodes sind. Im übrigen lässt sich das auch durch Turnier- oder Hausregeln entschärfen. Wenn jeder jacks dabei haben "muss", wird auch niemand über Nachteile jammern.
Hannibal