Wo Wille und Kraft dem Ding Form verleih'n (Guild Ball Blacksmiths, seit Juni 2020)

Hallo, Freunde vom anspruchsvollen Ballsport und fortgeschrittenener Farbkleckserei. Das Farmers-Projekt ist seit zwei Wochen beendet und ich habe mir vorher bereits drei neue Gilden ausgesucht und mit wechselndem Enthusiasmus vorbereitet. Auf meinem Tisch stehen drei Gilden mit bereits festgelegten Konzepten:

- Falconers mit einem Touch Kelten-Optik;

- Blacksmiths im NMM-Overlill;

- Order in Bonbonfarben und NMM-Goldrausch.

Nach meinen Farmers & Shepherds (und Navigators als Auftrag zwischendurch) will ich mehr von diesen Puppen bemalen, weil Guild Ball so reichhaltig an fantasischen Miniaturen ist. Ich habe lange überlegt und mehrere Spiele mit den drei Gilden gemacht und ohne es ganz erklären zu können, tendiert meine Lust gerade mehr in Richtung Schmiedeleute. Bevor ich also ein Projekt lustlos verfolge, weil mich andere Dinge gerade mehr interessieren (denn eigentlich wollte ich Order machen), stelle ich Order & Falconers hintenan (denn für beide Gilden habe ich noch nicht genug Ideen für dazugehörige Dioramen gesammelt). Also fange ich ab heute gemütlich mit den Schmieden an.

Die Grundlagen sind auch alle da. Zum einen: das gesamte Team fertig entgratet.

Als nächstes habe ich mir überlegt, dass ich die Blacksmiths etwas urbaner darstellen will als meine Farmers. Darum setze ich die kommenden Projekte in der Reihenfolge: Stadtzentrum (Order), Stadtrand (Blacksmiths), Land vor der Stadt (eben Farmers) und unberührte Natur (Falconers). Das heißt, Order bekommt sehr hübsche, ordentliche und vollgepflasterte Bases, während die Blacksmiths sowohl Pflastersteine als auch planierte Erde als Bases bekommen. (Die Farmers waren reiner Sand/Erde mit viel Bewuchs und im Kontrast dazu erhalten die Falconers ein sehr wildes, steiniges und karges Schema für ihre Bases). Somit muss ich neue Bases gestalten. Gut, dass heute Feiertag ist und ich nicht eben im FLGS neue Bases kaufen kann. In alle Ecken geguckt und habe ich immerhin genug 30mm-Bases für Spieler und Ball gefunden und ein 40mm-Base für einen der Masters. Farris und Tor gehen also erstmal leer aus.

Das ganze Team wird eher schlicht wirken. Es wird hauptsächlich grau zu sehen sein in wandelnden Nuancen. Altes Metall, neues Metall und poliertes Metall. Ich will als Schmuckakzente Gold und Messing an etlichen (kleinen) Stellen einbringen und vielleicht die Waffenklingen glühend machen (bei Furnace und Burnish kommt das unbedingt ran, weil die Regeln das quasi "verlangen"), wobei ich nicht weiß, ob der Effekt sich nicht stark abnutzt, wenn das zu viele Modelle haben. Also abwägen im Einzelfall.

Die Woche über will ich das erste Modell beginnen und dann sehen wir, wie gut ich das NMM wirklich bei den Farmers gelernt habe.

Zitat von Haareschwenker

Die Schmiede sind ja prädestiniert für NMM Overkill. Viel Erfolg bzw. Viel Spaß - denn ich hoffe der wird dir auf dem Weg nicht abhanden kommen.

Ich glaube nicht, dass ich die 15 Spieler plus Tor plus Ball plus Gelände konsequent ohne Unterbrechung male. Mein Ziel ist erstmal das Team aus Furnace, Burnish, Hearth, Sledge, Iron und Alloy fertig zu bekommen und dann langsam weiterzumachen. Ab Juli werfe ich auch die Cooks als Auftrag ein und vielleicht auch bereits eine Puppe der Order oder Falconers wenn es passt zum Probieren.

Oder sogar eine willkürliche Hordes-Puppe zur Abwechslung.

Auf das geklöppelte Metall freue ich mich sogar. Viele keine Flächen, da kann man viel schummeln!

Und das Material finde ich zu malen gar nicht verkehrt. Wenn man sich erstmal durch das Entgraten gequält hat ist mir das Restic sogar lieber als das Resin oder Metall.

Die erste Sitzung begann gerade eben. Erstmal Grundlagen schaffen, also das Baseschema definieren. Grundsatz: nur Stein und Erde, nix Bewuchs.

Also ein bisschen Farbe gepantscht und ein paar Steinfarben gefunden und die Vorgehensweise notiert. Ich merke jetzt bereits, dass am Ende, wenn all das NMM drauf ist, ein besserer Titel "500 Shades of Grey" für dieses Projekt wäre.

Me oldskool. Me using pen and paper and shit.

Vielleicht mal am Sa oder So. Je nachdem was sonst noch geplant ist.

Das vielleicht unwichtigste Modell fertig: le Ball. Schießen die Schmiede überhaupt Tore? Mich dünkt sie gehen eher auf ein 0/6 als ein 1/4 Ergebnis. Also Freipunkte mitnehmen, aber wirklich Shots herbeiführen? Weiß nicht.

Furnace dann als nächstes. Der bekommt richtig goldene Haut, quasi eine Schmiedefeuerbräune.

Oha! Dann werde ich das mal probieren.

Ja, kann man. Ein paar Figuren bringen eine Feuerquelle mit (Burnish, Furnace, eines der Goal Marker) und Furnace und beide Cinders haben obendrauf mit Searing Strike schmiedeheiße Waffen. Ich überlege, glühende Waffen auf alle Modelle zu übernehmen für ein einheitliches Thema.

Ich werde für diese Gilde eeeeewig brauchen!

Hier ein Zwischenstand nach... ca 4h? Vielleicht eine mehr oder eine weniger. Habe keine Übersicht und male solange, bis es mir gefällt. Das güldene Gildenlogo ist fertig for the time being, aber bestimmt werde ich auf der Zielgerade doch nochmal was dran ändern. Das Schild braucht auch noch mehr Aufmerksamkeit.

Zitat von DeadRabbit

ufff, das ist hart. Ich fand das Material so schlimm, weil es keine wirklich harten Kanten hatte. Schauen wir mal wie schön deine am Ende werden und wie du es dann findest

Mittlerweile verstehe ich, was Du meinst. Habe an Furnace weitergearbeitet und die Griffe und Handschutze seiner fünf Schwerter sind schon ziemlich... doof. Ließen sich mies entgraten, sind krumm und auch teilweise einfach nicht schön gegossen. Weil es Metall ist, male ich natürlich NMM drauf (Gold in diesem Fall) und finde es sehr schwierig, entsprechende Stellen zum Lasieren oder auch nur Schichten zu finden.

Und ich habe ein paar kleinere Gussgrate übersehen...

Ich habe jetzt einfach einen Punkt gesetzt, nachdem ich das Gildenlogo zum zwanzigsten Mal heller und dunkler und wieder heller lasiert habe. Ebenso die Schildkanten. Und kaum was ausgebessert wieder angefangen. Aber der Furnace sieht gut aus wie er ist und damit ist er einsatzbereit!

Habe das Baseschema nochmal geändert. Die Ränder werden klassisch schwarz und die Erde hat eine Einreibung von Pigmenten erfahren. Der Ball hat einen anderen Baserand, einfach um ihn zu unterscheiden.

Und das nächste Modell ist auch bereits grundiert. Hier auch wieder viel Metall, aber zumindest hervorragend gut gegossen.

Ich könnte ja nochmal ran, das Eisen heißer (also weißer) akzentuieren. Aber über das für und wider will ich nicht reden. Furnace hat ne gute Schulterisolierung, da passt das. Ist ein wirklich hitzebeständiges Fantasyleder, hält gut aus.

Hab jetzt doch ein wenig nachgearbeitet, nachdem ich nach heißem Eisen googelt. Ist halt auch ein unrealistischer Effekt, dass die Klinge ein ganzes Spiel nicht runterkühlt, aber dafür hat er ja seinen Boiler auf dem Rücken. Mir gefällt es, ich lass' das jetzt so.

Cannot please 'em all.

Direkt mal Furnace' Azubi, vCinder, hinterher. Harte Damage Dealer mit Swipe und Searing Strike; einfach cool die Frau.

Ja, ich male noch, aber a) ein wenig langsamer als üblich und b) zwei Figuren auf einmal, deshalb kommt hier gerade nichts nach. Wahrscheinlich werde ich mit Cast und Cutlass erst nächste Woche fertig, denn am Freitag kommt TLOU2 heraus und mit ein bisschen Glück vielleicht sogar schon morgen.

Also hier die beiden Auszubildenden, die noch ne ganze Menge an Aufmerksamkeit brauchen.

Zwischen langen Sitzungen an der PlayStation doch noch geschafft, die beiden Azubis zu beenden. Hier nun Cutlass und Cast. An beiden Modellen zur gleichen Zeit zu arbeiten hat mir gezeigt, wie sehr zwischen Resin und Restic eine Welt samt Himmel und Hölle liegt. Das Resin schluckt keine Details und hat fantastische Kanten. Aber jedes Mal, wenn ich Cutlass an der Halterung gedreht habe und die Schwertklinge berührte, war zu merken, wie sehr sie sich biegt. Über kurz oder lang wird diese Klinge brechen. Das kann mir bei Cast nicht passieren: ein sehr solides Material, dieses Restic. Leider kann ich kaum die Hände des Modells erkennen und auch die Kettenpanzerung am Arm lässt an Tiefe stark zu wünschen übrig. Da konnte ich nicht das rausholen, was ich wollte. Aber die beiden sind fertig und mir gefallen sie. Kleinere Fehler sind mir (wie immer) erst nach dem Fotografieren aufgefallen, die bleiben jetzt.

Wer einfach nur Puppen gucken möchte, hört hier auf zu lesen. Es folgen noch ein paar Gedanken zur Farbwahl, die einen großen Schwank Zeitgeschehen mitnehmen.

Als weißer Europäer kenne ich #blacklivesmatter eigentlich nur als Running Gag aus South Park. Eigentlich ist die Welt gerade friedlich und einfach nur zuhause. Man kann sich über nichts aufregen, außer dass Netflix nur die Hälfte der vierten Staffel Rick & Morty bringt oder dass Internettrolle TLOU2 auf Metacritic übelst reviewbomben. Easy going everywhere. Denkste. In den USA ist die Kacke richtig am Dampfen, weil struktureller Rassismus und instituitionaliserte Gewaltbereitschaft der Polizei (mal wieder) aufbrechen. Kann ich als genannter weißer Europäer zwar empathisch nachvollziehen, aber auch nur aus der Ferne. Die Black Lives Matter Movement ist in erster Linie ein indigen US-amerikanischer Diskurs; wir haben ähnliche Facettenprobleme direkt vor der Haustür, diese sind aber dennoch unterschiedlich.

"Lass die Politik aus deinem Bemalthread! Hat hier nichts zu suchen. Du als weißer Europäer hast kein Recht, sowas in Page5 zu inkorporieren um deine SJW-Fackel hochzuhalten". Könnte man dagegen sagen. Aber dem ist nicht so. Puppenmalen und Puppenschieben sind in erster Linie etwas sehr Privates, klar, aber das Private ist immer politisch und gerade dann, wenn man Figuren nach einem bestimmten Thema Hautfarben malt, öffnet sich die Malerei dem politischen Diskurs. Und ich war drauf und dran wieder aus Gewohnheit ganz, ganz viele Blacksmiths weiß zu malen. Wer immer nur weiße Haut an Menschen und Humanoiden malt, bewusst oder unterbewusst, trägt zur Verteilung von Repräsentation bei - im Umkehrschluss also auch zur Marginalisierung. Da muss kein Akt der Gemeinheit hinter stecken, nicht mal des Unwillens. Aber denkt jeder wirklich immer darüber nach? Ich nicht. Das stört mich an meiner Malarbeit.

Ich bin ja nicht der Erste, der was dazu sagt. Ich werde auch nicht der letzte sein. Ich sage nur etwas in meinen eigenen Worten.

Zuerst fand ich das hier im Blog von Steamforged Games:

Dann fand ich das hier von Games Workshop (aber ich glaube, dass GW seine Nachricht zeitlich vor SFG publik machte):

Und danach habe ich einen Monolog über das GW-Statement geguckt:

Ich finde den Schneid beider Firmen großartig, klar zu machen, dass man auf eine Menschengruppe im Klientel verzichten kann, wenn sie sich so sehr gegen Menschenrechte verausgabt. PP war im Vergleich zurückhaltender:

Das Private ist immer politisch und es gibt keine Wortfolge, die ich schreiben kann, um strukturelle Bigoterie hüben und drüben zu beenden. Aber ich kann in kleiner Weise etwas beitragen um Awareness zu schaffen, um Diskurse zu öffnen und einfach Denkkontraste zu schaffen. Aus dem Grund werde ich keinen meiner Blacksmiths nach kaukasischer Ethnie malen. Ich habe das bei Navigators im Schema der Südseestimmung geübt und werde es hier konsequent umsetzen. Alle fünfzehn Modelle. Das ergibt ein anderes Bild am Ende. Ist auch gar nichts Besonderes, denn nachdem Artwork von SFG sind mehrere Spieler People of Color.

Denke ich an Hautfarbemalen greife ich wie selbstverständlich zu Basic Flesh und Light Flesh als Hauptfarbe und African Shadow nur zum tuschen/lasieren. Es muss aber nicht selbstverständlich sein. Darum werde ich mit dieser Gewohnheit in Zukunft paritätisch brechen und hier einen Anfang setzen und allen Spielern dunkle(re) Hautfarben geben. Dass kann niemanden stören. Wahrscheinlich wird es auch den wenigsten auffallen. Resultate sind Resultate sind Resultate sind vom Entstehungsprozess losgelöst. Ich werde niemanden auffordern, es mir gleich zu tun. Oder es in allen einzelnen Gedankengängen nachzuvollziehen.

Was mich aber freuen würde, wenn einer unter vielen ähnlich handelt und seine eigene wie selbstverständliche Hautfarbenwahl kontextualisiert und guckt, ob nicht gewisse Ethnien in Settings unterrepräsentiert werden, obwohl die Boundaries of Inner Game Laws es erlauben. Also Fantasysettings und nicht die historische Sparte mit ihren Trillionen an Vorgaben.

Vielleicht ist das auch ein komplettes Non-Issue, quasi ein tauber Diskurs, aber das ist es, was mir in den Sinn kam, als ich dem oben verlinkten Video lauschte und eben die Haut von Cast und Cutlass malte. Und gerade beim Malen liegt es in einer jeden Hand, World Building zu betreiben oder zu korrigieren. Und dann wird aus dem Politische wieder das Private.